Region: Ostsee → Mecklenburg-Vorpommern → Kirchen im Landkreis Rostock → Ostseeheilbad Graal-Müritz
Beitrag: Evangelisch - Lutherische Lukaskirchengemeinde Graal-Müritz, Birgit Böcker
Mit dem Bau der Kirche wurde im Frühjahr 1908 begonnen. Der Architekt und Geheime Hofbaurat Gotthilf Ludwig Möckel, der u.a. auch das Jagdschloss Gelbensande und das Ständehaus in Rostock entwarf, zeichnete im Auftrag des Großherzogs die Entwürfe und leitete die Bauarbeiten. Am 18. Oktober 1908 wurde die Kirche - bei strahlendem Sonnenschein - in Gegenwart des Großherzogs Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin und seiner Ehefrau Alexandra eingeweiht. Das großherzogliche Paar stand an diesem Tag, auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin, Pate für die ersten beiden Kinder, die in dieser Kirche getauft wurden. Das Mädchen erhielt den Namen Alexandra, der Junge den Namen Friedrich Franz.
Der Bau der Kirche war bedeutsam, weil bis zu diesem
Zeitpunkt alle kirchlichen Amtshandlungen in Ribnitz vollzogen wurden.
Selbst zum Konfirmandenunterricht mussten die Kinder bei jedem Wetter
die rund 13 Kilometer zur Stadt laufen. Der damalige Pastor Friedrich
Bunge berichtet in einem Brief, eine Frau aus Müritz habe unterwegs
medizinisch versorgt werden müssen, weil sie durch die Strapazen auf dem
Weg zusammengebrochen war. Erst im Jahre 1851 begann der junge Pastor
Albert Bauer, angestellt bei der Klosterkirche Ribnitz, mit Bibelstunden
in Groß Müritz. Die Gläubigen trafen sich in den Fischerhäusern. Selbst
die Holzfäller aus der Umgebung legten am Donnerstagnachmittag ihre
Äxte aus der Hand, um an den Stunden teilzunehmen. Der Erfolg war so
überwältigend, dass sich der nachfolgende Pastor Friedrich Bunge um eine
eigene Kapelle für die Müritzer bemühte. Aber die Ribnitzer Kollegen
widerstanden selbst dem Großherzog. Sie fürchteten vor allem den Wegfall
der Kirchgelder aus beiden Dörfern. Bunge brachte Unterschriftslisten
bei, auf denen sich die beiden Orte zu Geldzahlungen verpflichteten,
wenn es zum Bau einer Kapelle käme. Doch auch damit erreichte er nichts.
Nach neun Jahren vergeblicher Mühe ließ sich Bunge in eine andere
Pfarre versetzen. Erst 1903, als dank Bunges Inseraten in süddeutschen
Zeitungen die Zahl der Sommergäste ständig stieg und die Kirchenleitung
Kurprediger bestellte, nahm der Oberkirchenrat das Projekt einer Kirche
in die Hand. Der Großherzog bewilligte als Patron das Geld. Die Graaler
und die Müritzer setzten Pastor Bunge 1933 aus Dankbarkeit einen
Gedenkstein vor die Ostseite der Kirche.
Auffallend am Äußeren dieser Kirche sind zwei Dinge:
Einmal ist sie im neo-romanischem Stil erbaut. Zu jener Zeit war die Neugotik üblich.
Dann
steht der Turm nicht - wie gewöhnlich - auf der West- sondern auf der
Ostseite. Das war ein Zugeständnis an die Müritzer. Die wiederholt
behauptete Meinung der Turm stehe auf Müritzer, das Kirchenschiff auf
Graaler Seite ist aber falsch. Die Kirche steht eindeutig auf Graaler
Gebiet.
Der Turm ist 26 m hoch, die Gesamtlänge der Kirche beträgt ebenfalls 26 m.
Sie ist 12 m breit. Das Kirchenschiff ist 15 m lang, 9,5 m breit und 8,5 m hoch.
Das spitzbogige Tonnengewölbe besteht aus gehobelten und gestäbten Brettern.
Die Gesamtform lässt an ein Schiff denken, das an Land gezogen und kieloben gelegt wurde.
Über dem Eingangsportal sehen wir das Lamm Gottes mit der Siegesfahne zwischen den griechischen Buchstaben A und O. Sie erinnern an das Wort Johannes des Täufers, als Jesus zur Taufe kam: "Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt trägt." Dann an das Wort Jesu: "Ich bin das A und O, der Anfang und das Ende." Die Fahne erinnert an Ostern: Jesus hat den Tod besiegt.
Nach dem Betreten des Kirchenschiffes - auf der linken Seite - sieht man das Ölgemälde des Großherzogs Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin, der den Bau der Kirche bewilligte und die Kosten dafür trug. Solche Patronatskirchen haben bis heute ihre Bedeutung, weil so die Landesregierung einen Teil zur Erhaltung dieser Gebäude zu tragen hat.
Weiterhin sieht man an dieser Nordseite zwei farbige Kirchenfenster mit den vier Evangelisten, gespendet von einem Berliner Architekten. - Das von der Decke hängende Segelschiff-Modell kam in der Tradition der Votiv-Schiffe 1997 in die Kirche. Fred Mahler schenkte es aus Anlass seines 50-jährigen Konfirmations-jubiläums der Gemeinde.
An der Kanzel sind die Tierköpfe (Widder und Löwe) wichtig. Sie symbolisieren die archaischen Kräfte, die gottesfeindlichen Mächte, die durch das Wort Gottes, das von hier aus verkündet wird, unschädlich gemacht werden. Sie haben nur noch dienende Funktionen. So ist es auch bei den Drachenköpfen, die das Tonnengewölbe tragen.
Beherrschend
im Raum steht das große Kruzifix (Darstellung des gekreuzigten Jesus) -
im Stil der Romanik gearbeitet (ob von Möckel entworfen, konnte bisher
nicht festgestellt werden). Jesus steht am Kreuz, seine Arme sind
einladend ausgebreitet. Die Neigung seines Hauptes entspricht dem
Johanniswort: "Es ist vollbracht".
Unter dem Kreuz: der Altaraufsatz
aus vergoldetem Holz. Neben Blumenornamenten sind dort besonders
wichtig: die Kornähren und das Weinlaub, Hinweis auf das Abendmahl, das
hier gefeiert wird. Übrigens hatte der Architekt Möckel die
Angewohnheit, die Initialen seines Namens irgendwo in seinen Bauwerken
unterzubringen, wir finden sie einmal in einer der Kassetten am
Altaraufbau und dann in der Deckenmalerei über dem Altar.
Hinter dem Altar erkennen wir im Rundfenster die Ewigkeitsschleife - Symbol für die Unendlichkeit.
Der Taufstein - im vorderen Altarraum besteht aus Sandstein und trägt einen geschnitzten Eichenholzdeckel. Wie bei der Kanzel, sehen wir auch hier wieder die Tierköpfe in ihrer dienenden Funktion.
Gegenüber dem Altarraum auf der Empore befindet sich die Kirchenorgel, die am Tag der Kircheneinweihung in Betrieb genommen wurde. Die Orgelbaufirma Carl Börger aus Rostock-Gehlsdorf baute das pneumatische Werk mit zwei Manualen und Pedal und etwa 580 Orgelpfeifen. 1953 baute dann die Firma W. Sauer aus Frankfurt/Oder das Instrument gründlich um und erweiterte es. Zwischen 1994 und 1997 wurde sie noch einmal von diesem Unternehmen gründlich überarbeitet.
Zuständiges Pfarramt:
Evangelisch - Lutherische Lukaskirchengemeinde Graal-Müritz
Kastanienallee 8
18181 Ostseeheilbad Graal-Müritz
Tel. 03 82 06 - 77 230
Öffnungszeiten der Kirche:
täglich von 9 bis 17 Uhr
Unser Spendenkonto:
Konto Nr. 275 001 377
BLZ: 13050000
OSPA Rostock
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