Lietzow auf der Insel Rügen

In Lietzow, dem kleinen Dorf am südlichen Rand der Halbinsel Jasmund, geht es eher beschaulich zu. Die unberührte Landschaft hat touristisch einiges zu bieten. Mystischer Wald lädt zum Spaziergang ein. Ein gut ausgebautes Rad- und Wanderwegenetz führt zu verschiedenen attraktiven Punkten Rügens.

Es gibt einen kleinen Sandstrand, manchmal etwas steinig. Der flache Einstieg in die Boddengewässer ermöglicht Familien mit Kindern einen unbeschwerten Badeurlaub. Gleich dahinter befindet sich ein Abenteuerspielplatz.

Bis ins 18. Jahrhundert hinein lebten in Lietzow lediglich eine Fischer- und eine Fährmannfamilie. Die Lietzower Fähre verkürzte den Weg nach Jasmund, Wittow oder Bergen. Sie war die Alternative zu den sandigen Wegen durch die Heide. Die Überfahrt galt aber als gefährlich. Ein kundiger Fährmann war notwendig.

Die Zeit blieb in den folgenden Jahrzehnten nicht stehen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts begann ein intensiver Ausbau des Straßennetzes auf Rügen. Der Lietzower Damm entstand.

Er wurde an der engsten Stelle zwischen Großen und Kleinen Jasmunder Bodden aufgeschüttet. Und Sassnitz erhielt eine Eisenbahnverbindung mit dem Rest der Insel.

Oberhalb des Großen Boddens nahe Lietzow gibt es einen Aussichtspunkt, der einen grandiosen Blick über die Rügenschen Binnengewässer bietet.

Mitten des Ortes steht das strahlend weiße Lietzower Schloss, welches einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat. Die Villa im Stil des Historismus ist ein zweigeschossiger Putzbau. Ein schlanker Rundturm ist weithin sichtbar. Das Gebäude wurde 1893 errichtet. Es wird gern „Schlösschen Lichtenstein“ genannt, denn die Villa große Ähnlichkeit mit dem gleichnamigen prächtigen Reutlinger Schloss hat. Eine Besichtigung ist nicht möglich, da es sich seit 1997 in Privatbesitz befindet.

An Lietzow grenzt nördlich die Semper Heide mit einem sehenswerten Krüppelbuchenhain, dem sogenannten “Hexenwäldchen“. In dem 38 ha großen Waldpark stehen zehn bizarr gewachsene Süntelbuchen. Einfach dekorativ. Sie verleihen dem Waldpark ein mystisches Aussehen. Ihre Anpflanzung wird auf das Jahr 1920 datiert.

Auch das zweigeschossige Schloss Semper ist einen Besuch wert – leider nur von außen Der neobarocke Putzbau mit Mansarddach wurde zwischen 1916 und 1920 gebaut. Es liegt inmitten des Waldparks. Bemerkenswert ist die Rhododendronallee, die zum Schloss führt. Die Büsche sind teilweise bis zu fünf Meter hoch. Vielleicht ist Schloss nicht der zutreffendste Name für dieses Gebäude. Erinnert es doch eher an ein Gutshaus.

Ein weiteres lohnendes Ziel ist der Wasserturm. Er diente bis 1953 der Wasserversorgung des Semperschen Schlosses Interessant ist seine Form, die einer historischen Burgruine ähnelt.

Lietzow steht auch für Ausgrabungen im 19. Jahrhundert. Hier wurden etwa 20000 bearbeitete Feuersteine gefunden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie bereits als Werkzeuge benutzt wurden. Es entstand die Lietzow-Kultur, ein Begriff, der sich auf mittelsteinzeitliche Fundstellen bei Lietzow bezieht.