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Beitrag: Brigitte Hildisch Rövershagen
Das Kerkhoffhaus an der Großen Wasserstraße zeigt wie kaum eins der anderen Patrizierhäuser in der Rostocker Innenstadt den vorhandenen Wohlstand seiner einstigen Besitzer. Über 125 Jahre lebte hier die Familie Kerkhoff. Bartholt Kerkhoff hatte den Bau des spätgotischen Giebelhauses um 1470 in Auftrag gegeben. Und wohl kaum dem Zufall überlassen, war die Wahl des Standortes. Bartholt Kerkhoff, wie auch weitere Mitglieder der Familie, übten als Ratsherren einen wesentlichen Einfluss auf das politische Leben in Rostock aus. Er selbst bekleidete zeitweise das Amt des Bürgermeisters.
Die Fassade des Kerkhoffhauses fasziniert mit ihrer künstlerischen Gestaltung. Ins Auge fallen sofort der fünfstufige Giebel mit der Spitzbogenblende und der farbige Kachelschmuck, auch Fayencen genannt. In der Mittelstaffel des Giebels ist eine Kreuzigungsszene dargestellt. Die Motive auf den Fayencen beschreiben archaisch-friedliche und kriegerisch-heroische Handlungen. Die Terrakottaelemente im Renaissancestil wurden vermutlich erst im 16. Jahrhundert an der Hausfront angebracht. Die Kerkhoffs demonstrierten auf diese Weise ihren gewachsenen Wohlstand. Der Eingang erhielt eine barocke Tür aus Eichenholz. Sie ist heute im Lesesaal des Stadtarchivs zu sehen.
Erneut veränderte sich das Äußere des Kerkhoffhauses im 18. Jahrhundert. Der zweigeschossige Unterbau wurde hell verputzt, denn Backstein empfand man eher als wenig zeitgemäß. Der Klassizismus spiegelte sich in den umgestalteten Fronten wider.
Anfang des 20. Jahrhunderts kaufte die Stadt Rostock die Fläche hinter dem Rathaus. Der Raum für die Bearbeitung von Verwaltungsaufgaben reichte nicht mehr aus, sodass der Neubau von Räumlichkeiten notwendig wurde. Beim Abriss des Altbestandes blieben vom Kerkhoffhaus nur der Giebel und die sich anschließende Außenwand in der Großen Wasserstraße stehen. Diese Arbeiten brachten glücklicherweise den ursprünglichen Giebel zum Vorschein. Er wurde restauriert. Auch Elemente der Terrakottaarbeiten konnten originalgetreu überholt werden. Nach der Fertigstellung des gesamten Gebäudes wurde 1907 dort das Standesamt untergebracht.
Zwischen 1992 und 1994 erfolgte noch einmal eine umfassende Restaurierung des Kerkhoffhauses. Heute beherbergt das Gebäude außerdem das Stadtarchiv. Deren Signet schmückt seit 1993 die Fläche über dem Eingang.
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Das Kerkhoffhaus ist eine Sehenswürdigkeit unseres virtuellen Stadtrundganges durch die Rostocker Altstadt.