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Beitrag, Bilder: Historisch-Technisches Museum Peenemünde
Das kleine Dorf Peenemünde an der Nordspitze der Insel Usedom ist international der wohl bekannteste Ort der Ostseeinsel und der Region Vorpommern, und blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Bereits im Jahr 1282 erstmals urkundlich erwähnt, wurde es im Dreißigjährigen Krieg mit der Anlandung des Schwedenkönigs Gustav II. Adolf im Jahr 1630 Schauplatz einer wesentlichen Zäsur in der europäischen Geschichte.
Weltbekannt
ist Peenemünde jedoch für eine andere, relativ kurze Epoche: die Zeit
von 1936 bis 1945. In dieser Zeit entstand hier mit der
Heeresversuchanstalt Peenemünde eines der damals modernsten
Technologiezentren der Welt. Hier gelang im Oktober 1942 mit dem
weltweit ersten Start einer Rakete ins All einer der spektakulärsten,
gleichzeitig aber auch einer der gefährlichsten technischen Durchbrüche
des 20. Jahrhunderts. Die in Peenemünde unter der wissenschaftlichen
Leitung Wernher von Brauns entwickelte Rakete A4 gilt heute sowohl als
Vorläufer aller militärischen als auch aller zivilen Trägerraketen. In
der benachbarten Erprobungsstelle der Luftwaffe wurden Flugkörper mit
revolutionärer Technik getestet. Jedoch diente die Forschung in
Peenemünde nur dem Ziel, durch Hochtechnologie militärische
Überlegenheit zu schaffen.
Dem Mythos der Rakete gegenüber steht die sehr reale
Erfahrung der Opfer. Die Errichtung der Versuchsanstalten in kurzer Zeit
war nur durch den massiven Einsatz von Zwangsarbeitern, KZ-Häftlingen
und Kriegsgefangenen möglich. Ab 1943 mussten vorwiegend KZ-Häftlinge in
einer unterirdischen Fabrik im Harz die Rakete herstellen, die das
Reichspropagandaministerium zur "Vergeltungswaffe 2" stilisierte. Bei
der Produktion starben unter unmenschlichen Bedingungen insgesamt ca.
20.000 KZ-Häftlinge. Beim Beschuss belgischer, englischer und
französischer Städte mit der "Wunderwaffe" verloren ebenfalls tausende
Menschen ihr Leben. Letztlich brachten alliierte Bombenangriffe die
Vernichtung auch an den Ort der Entwicklung der Rakete zurück. Doch auch
im Kalten Krieg wurde Peenemünde weiter militärisch genutzt: es war
Stützpunkt der Ersten Flottille und des Jagdfliegergeschwader 9 der NVA.
An kaum einer anderen historischen Stätte sind Nutzen und Risiken des technischen Fortschritts offensichtlicher miteinander verwoben. Was also war Peenemünde? Wiege der Raumfahrt oder Brutstätte von Terrorwaffen? Der Ambivalenz dieser Entwicklung stellt sich das Historisch-Technische Museum Peenemünde. Mehr als 250.000 Menschen besuchen jährlich das Museum im Kraftwerk der ehemaligen Versuchsanstalten, dem heute größten technischen Denkmal Mecklenburg-Vorpommerns.
Auf einer Ausstellungsfläche von 5.000 m2 wird anhand von Dokumenten, Originalteilen, Modellen, Zeitzeugeninterviews und Dokumentationsfilmen im historischen Zusammenhang der Weg von den Träumen der ersten Raketenpioniere von ziviler Raumfahrt bis zur systematischen Entwicklung der ersten militärischen Großrakete in Peenemünde sowie deren Serienproduktion und Kriegseinsatz dargestellt.
Ein zweiter Ausstellungsabschnitt widmet sich der Entwicklung der Raketentechnik nach dem zweiten Weltkrieg und somit vor allem dem Wettrüsten im "Kalten Krieg", aber auch den ersten Erfolgen in der zivilen Raumfahrt. Auf einem ca. 110.000 m2 großen Freigelände ist eine Vielzahl von Großexponaten, wie Nachbauten der Rakete A4 ("V2") und der Fi103 ("V1") incl. einer originalen Abschussrampe und ein Originalzug der Peenemünder Werkbahn zu besichtigen.
Mit der "Denkmallandschaft Peenemünde" wurde zudem im Sommer 2007 ein vom Museum ausgehender und ausgeschilderter Rundweg zu authentischen Orten auf dem etwa 25 km2 großen Areal der ehemaligen Versuchsanstalten eröffnet.
Darüber hinaus ist das Museum eine internationale Begegnungs- und Kulturstätte. In Form von Seminaren, Workshops und Workcamps werden Zukunftsfragen aus den Themenbereichen Technologie, Ökologie, Politik und Ethik diskutiert. Das Angebot richtet sich vor allem an Jugendliche, aber auch an interessierte Erwachsene, Wissenschaftler und Pädagogen, die diese Einrichtung zum Erfahrungsaustausch nutzen wollen. Kulturveranstaltungen aus den Bereichen Theater, Performance, Musik, Bildende Kunst und Literatur runden das Programm ab. Neben den wechselnden Sonderausstellungen sind vor allem die Peenemünder Konzerte in der beeindruckenden Kulisse des Kraftwerkes ein überregionaler Kulturhöhepunkt.
Der gesamte Ort Peenemünde steht unter Denkmalschutz.
Aufgrund der baulichen Gegebenheiten des Denkmals ist das Museum nicht vollständig barrierefrei. Mit
Unterstützung unseres Personals können Sie aber alle
Ausstellungsbereiche besuchen.
Besuch der Aussichtsplattform:
Treppenlift bis 300 kg Traglast für Rollstühle
Historisch-Technisches Museum Peenemünde GmbH
Im Kraftwerk
17449 Peenemünde
Öffnungszeiten:
April-September: 10 - 18 Uhr
Oktober-März: 10 - 16 Uhr
November-März: montags geschlossen
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