Region: Ostsee → Mecklenburg-Vorpommern → Kirchen in Ostvorpommern → Ostseebad Heringsdorf
Textvorlage: Ev. Pfarrämter Heringsdorf Ahlbeck Bansin
Von den 3 Kaiser-Bädern erhielt
Heringsdorf als erster Ort eine Kirche. Der Bauplatz wurde von Georg
Bernhard von Bühlow unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Das nötige
Geld für den Bau wurde durch Sammlungen und Spenden zusammen-getragen,
auch König Friedrich Wilhelm IV. spendete einen erheblichen Teil.
Die Pläne für den Bau der Heringsdorfer "Kirche im Walde"
lieferte der Königliche Hofbaurate Ludwig Persius, ein Schüler des
bekannten Berliner Baumeisters Karl Friedrich Schinkel.
Erst 1848, drei Jahre nach dem Tod von Ludwig Persius,
wurde die Heringsdorfer Kirche errichtet, der ausführende Baumeister ist
unbekannt.
Am 3. September 1848 erfolgte die Einweihung der Heringsdorfer
"Kirche im Walde". Die im neugotischen Stil errichtete Kirche, ein
roter Backsteinbau, war ein relativ kleiner Saalbau mit östlich
anschließender Altarnische und bestand nur aus dem hohen Mittelschiff
und dem Turm im Westen. Bereits 1905 mussten erste Reparaturarbeiten am
baufällig gewordenen Turm vorgenommen werden.
Durch die wachsende Zahl der Besucher zu klein geworden,
wurde 1914 mit der Erweiterung der Kirche begonnen. Der Bau wurde an
den Längsseiten des Mittelschiffes durch Seitenschiffe mit Emporen und
einem spitzbogigen Arkadenganges an der Nord- und Westseite ergänzt.
Farbige Glasfenster wurden im Chor, Langhaus und Westwand eingesetzt.
Die Kirche erhielt ihre heutige architektonische Form.
Im Inneren wurde die Kirche durch den Berliner Kunstmaler Ottokar Schmieder mit Ornamenten verziert.
Ab 1969 begannen umfangreiche Sanierungsarbeiten am gesamten Kirchenbau. Die Malereien an den Wänden wurden abgenommen, um den ursprünglich schlichten Raumeindruck wiederherzustellen.
Über der Eingangstür befindet sich das Wahrzeichen der Heringsdorfer Kirchgemeinde "Gotteslamm mit der Siegesfahne".
In der Heringsdorfer Kirche sind Ausstattungsstücke erhalten, die aus der Zeit des ersten Kirchenbaus von 1848 stammen und sich stilistisch in das 19. Jahrhundert datieren lassen. Dazu zählen Altar und Altarraum mit seinen zurückhaltenden Elementen. Die hölzerne Kanzel zeigt ähnliche, jedoch reichere Verzierungen. Das hölzerne Taufbecken zeigt eine achteckige Kuppa; Schaft und Basis sind mit wenig Verzierung versehen.
Erst später hinzugekommen ist eine Holzfigur des Reformators
Martin Luther, die wahrscheinlich aus dem 20. Jahrhundert gefertigt
wurde.
Aus der Zeit des Umbaus im Jahre 1914 stammt ein Gemälde
"Christi Grablegung", das die Beweinung Christi zeigt. Einst als neues
Altarbild gedacht, versperrte es den Blick auf die Fenster und wurde
daher wieder entfernt und an der linken Chorwand angebracht. Das Gemälde
ist eine Kopie eines im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gemäldes des
Flämischen Malers Anthonis van Dyck (1599-1641).
Die Glasfenster sind Stiftungen aus dem Jahre 1914. In den drei Fenstern des Altarraumes werden, die Taufe Jesu, Jesu Kreuzigung mit Maria und Johannes und das Abendmahl dargestellt. Fenster der Nordseite zeigen die Jünger im Sturm und den sinkenden Petrus. Themen der Südseite sind: Jesus als Freund der Kinder, Mühseligen und Beladenen, daneben Jesus in Bethanien bei Maria und Martha. Die Glasfenster über der Orgelempore sind mit Blumenverzierungen versehen.
Die aufwendig gestaltete Orgel wurde
1851 von dem Orgelbaumeister Kaltschmidt aus Stettin gefertigt. 1914
und 1956 wurde die Orgel durch die Firma Grüneberg überholt und
erweitert.
Die heutige Orgel ist zweimanualig und besitzt 11 klingende Register.
Das heutige Geläut besteht aus zwei kleinen Bronzeglocken. Sie wurden 1990 nach Entwürfen des Glockengießmeisters Franz Schilling, Apolda, in Pößneck/ Thüringen gegossen. Ihre Inschriften lauten: "Ehre sei Gott in der Höhe" und " Frieden auf Erden".
Die beiden größeren Vorgängerglocken mussten 1980 aus dem Turm entfernt werden, weil sie deren Stabilität gefährdeten. Eine dieser Vorgängerinnen ist noch in der Kirche zu sehen. Sie ist in Stettin gegossen worden und trägt die Aufschrift "Heringsdorf 1847".
Seit 1998 wurden weitere Sanierungsmaßnahmen durchgeführt: Schwammsanierung im Traufbereich des Kirchenschiffes, Neueindeckung der Seitenschiffe und des Mittelschiffes und Behebung von Statikproblemen im Turm und im Dachstuhl.
Am 3. September 2000, genau 152 Jahre nach der Kircheneinweihung, erhielt die "Kirche im Walde" ihre alte Turmuhr zurück. Um den Turm zu stabilisieren erhielt er 2005 im Inneren einen Stahlbetonrahmen. Gleichzeitig wurde die Schiefereindeckung durch Kupfer ersetzt und das Kreuz auf der Spitze erneuert. Dabei fand man in der Turmspitze zwei gut erhaltene Metallrollen mit Dokumenten von 1905 sowie einen Ortsplan vom damaligen Heringsdorf.
Im "Eine-Welt-Laden" der Heringsdorfer Kirche kann neben Lebensmitteln und Geschenkartikeln aus Entwicklungsländern nun auch ein Nachdruck des Ortsplanes aus dem Jahre 1905 und eine CD mit den in der Kirchturmspitze entdeckten Dokumenten erworben werden.
Mit dem Befüllen der neuen Turmkugel, am 14. August 2005, fand die Turmsanierung ihren feierlichen Abschluss. Für die Turmkugel wurden aktuelle Ortsdokumente zusammengetragen. Auch Kopien der historischen Urkunden, die sich in der alten Turmkugel verbargen, fanden hier ihren Platz.
Über das Jahr, von Juni bis September, finden in der Kirche "Im Walde" Heringsdorf Konzerte, Dia-Abende, musikalisch-literarische Abende statt; jeden Sonntag um 10:00 Uhr der Gottesdienst, immer mit Kindergottesdienst.
Adresse: Kirche im Walde
Rudolf-Breitscheid-Straße 10
17424 Seebad Heringsdorf
Öffnungszeiten der Kirche:
geöffnet von Juni bis September
Zuständiges Pfarramt:
Evangelische Kirche Seebad Heringsdorf
Klenzestraße 9
17424 Seebad Heringsdorf
Pastorin Beate Kempf-Beyrich
03 83 78 - 224 88
Unser Spendenkonto:
Konto Nr. 275 001 377
BLZ: 13050000
OSPA Rostock
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