Region: Ostsee → Mecklenburg-Vorpommern
Der Nationalpark Jasmund ist der kleinste Nationalpark Deutschlands. Er bietet eine landschaftliche Vielfalt, die nur Bewunderung hervorrufen kann. Wald, Moore und Quellen grenzen an steile Kreidefelsen. Ein mit Steinen übersäter Strand und ein breiter Meeresstreifen der Ostsee gehören ebenfalls dazu. All das auf einer Fläche von 3070 ha.
Unvergleichlich ist ein sonniger Tag auf See, wenn die ganze Natur in Grün, Weiß und Blau bis Türkis vor dem Auge des Besuchers erstrahlt. Unvergesslich eine Wanderung in der Stubnitz oder die Aussicht vom Skywalk am Königstuhl. Eventuell wissend, die Geschichte dieser Küste begann vor rund 70 Millionen Jahren.
Die Stubnitz
Der Höhenrücken der bewaldeten Stubnitz und die Bachtäler nehmen mit 2400 ha den größten Teil des Schutzgebietes ein. Vor 850 Jahren siedelten sich die ersten Rotbuchen hier an. In den feuchten Bachtälern stehen Erlen und Eschen. An den Steilhängen wachsen Ahorn und Ulmen.
Teile des wertvollen und größtem Rotbuchenwaldes an der Ostsee wurden 2011 zum UNESCO-Welterbe erklärt. Bereits 1929 stellte man die Hälfte der Waldgebiete unter Naturschutz, aber erst seit 1990 bekam das Gebiet den Status Nationalpark Jasmund. Jegliche forstwirtschaftliche Nutzung wurde damit untersagt.
Weithin bekannt ist der Nationalpark durch seine Kreidefelsen. Sie entstanden durch Erosion und Küstendynamik. Eindrucksvoll hebt sich der steil abfallende Königstuhl (118 m) hervor. Dieser Fels, wie auch die Wissower Klinken wurden durch erodierende Prozesse aus der Kreide geformt. Stürme und Fluten brechen immer wieder Stücke aus der Kreide. Wie wird sich diese Formation in Zukunft verändern?
Zum Schutz des einzigartigen Bauwerkes wurde 2023 nach zweijähriger Bauzeit eine schwebende, an Stahlseilen angebrachte Aussichtsplattform eingeweiht. Sie steht auf einem Stahlmast, der wiederum auf einen liegenden Steinfelsen montiert wurde. 185 m lang, in O-Form und barrierefrei. Vom „Königsweg“ haben Besucher ein spektakuläres Panorama der Stubbenkammer und der Ostsee.
Am Königsstuhl befindet sich das Nationalpark -Zentrum.
Der Strand gibt manches aus der Entstehung der Halbinsel Jasmund frei. Fossilien wie Versteinerungen oder Bernsteine werden oft von Spaziergängern entdeckt. Wer geht nicht auf Suche nach Hühnergöttern oder Muschelschalen? Ein besonderes Fundstück ist vielleicht ein Belemnit. Als die Tintenfische gegen Ende der Kreidezeit erloschen, blieben meistens die kegelförmigen, zylindrischen Gehäuseteile ihres kalkigen Innenskelettes in der Kreide erhalten. Wir nennen die Überbleibsel im Volksmund „Donnerkeile“.
Stetig umspült das Meer die Sedimente am Sockel der Kreideklippen. Ein Gemenge aus Gestein und Strandgut bleibt am sogenannten „Blockstrand“ liegen. Eben hier am Küstenstreifen der Steilküste Jasmunds. Auch der Abbruch von Bäumen und Sträuchern ist keine Seltenheit.
Allerdings sind diese wild romantischen Uferzonen nicht bei jedem Wetter zu betreten. Es kann Gefahr für das Leben bestehen, so bei anhaltendem Regen oder hohen Wellen.
Die Küstenlinie des Nationalparks Jasmund ist etwa 10 km lang. Der Meeresstreifen reicht bis 500 m in die Ostsee hinein und bis in eine Tiefe von 10 m. Die Wasserfläche macht 20 % des Schutzgebietes aus. Am Meeresboden liegen Kreiderücken und Geröllfelder, die mit Algen bewachsen sind. Daneben findet man Muschel- und Sandbänke. Sie alle sind Lebensraum für Meeresbewohner, die mit einem brackigen Wasser von 13 % Salzgehalt zurechtkommen.
Im Wasser liegen auch größere Findlinge. Sie dienen als natürliche Wellenbrecher.
Die ehemaligen Kreidebrüche gehören mit 200 ha auch zum Nationalpark. Sie liegen im Westen der Halbinsel Jasmund.
Für das Wandern, Laufen, Joggen oder Nordic Walking ist der Nationalpark Jasmund bestens geeignet. Viele ausgeschilderte Wege durchziehen das Gebiet und führen an markanten Stellen vorbei.
Als der schönste Wanderweg gilt der Hochuferweg von Sassnitz nach Lohme. Herrliche Ausblicke auf die Kreideküste und das Meer belohnen den Wanderer. Ein Abstieg zum Strand ist nur am Kieler Ufer über eine steile Treppe (176 Stufen) möglich.
Für weniger aktive Besucher fährt ein Pendelbus vom Parkplatz Hagen zum Königsstuhl.
Interessantes vermitteln zusätzlich zwei Entdeckerpfade. Beide führen zum Nationalpark-Zentrum Königsstuhl.
-Kreidepfad-entlang des Hochuferweges
-Waldpfad- startet am Eingang Hagen
Bei der Planung von Aktivitäten sollte man beachten, dass der Nationalpark nur drei Zugänge hat.
-bei Sassnitz im Süden
-Großparkplatz Hagen
-von Lohme durch den nördlichen Abschnitt
Weiteres innerhalb und außerhalb des Nationalparks Jasmund
Wissower Klinken
Etwa 2 km östlich von Sassnitz auf dem Hochuferweg stehen die Wissower Klinken, eher das, was nach einem ersten Abbruch im Jahre 2005 und einem noch größeren 2010 übrigblieb. Einst waren die 5 Zinnen an der Kreideküste Rügens eine touristische Attraktion. Dennoch nicht nur vorbeigehen.
Übrigens, anders als oft angenommen, waren die Wissower Klinken nicht die Vorlage für die Kliffs in dem Gemälde „Kreidefelsen auf Rügen“ von Caspar David Friedrichs. Es gab sie zum Zeitpunkt des Entstehens noch gar nicht.
Victoriasicht
Die Victoriasicht in der Kleinen Stubbenkammer ist eine winzige Aussichtsplattform, ebenfalls am Hochuferweg, aber außerhalb des Nationalparks Jasmund mit Blick auf die Kreideküste und dem Königsstuhl. Besser geht es kaum. Der Name erinnert an einen Besuch des König Wilhelm der I. und Kronprinzessin Victoria von Preußen, seiner Schwiegertochter.
Möglich ist auch , das Auto auf dem Parkplatz Hagen abzustellen und den Weg zur Victoriasicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad fortzusetzen.
Waschstein
Der Waschstein ist ein Findling am Fuße des Königstuhls. Der Granitstein wurde mit der letzten Eiszeit aus dem Norden von Bornholm nach Rügen gebracht.
Maße: c. 6 t schwer
4 m lang
3 m breit und hoch
Die Bezeichnung geht auf eine Sage zurück. Alle sieben Jahre zeigt sich, wenn eben die Sonne aufgeht, eine wunderschöne Jungfrau, die mühevoll ein blutgetränktes Tuch in der See reinwaschen will. Vergebens. Sie ist verflucht und befreien können sie nur die Worte „Guten Morgen, Gott helf!“ Wer am Johannistag früh am Strand die Jungfrau trifft, muss diese erlösenden Worte sprechen. Als Dank erhält der Erlöser alle Schätze, die seit vielen, vielen Jahren in der Höhle neben den Kreidepfeilern verzaubert liegen.
UNESCO Welterbeforum im Michael-Otto-Haus
ehemals die historische Waldhalle
Das UNESCO Welterbeforum ist ein Wanderstützpunkt, idyllisch auf einer Lichtung gelegen. Es birgt eine kleine Ausstellung, die dem Thema „Alte Buchenwälder“ gewidmet ist. Liebevoll gestaltete Grafiken, kurzweilige Informationen und kleine Animationen regen die Vorbeikommenden zum Verweilen an. Kinder können den umgebenden Waldspielplatz erproben. Das Welterbeforum wurde 2017 von der damaligen Kanzlerin Angela Merkel eröffnet.
Das Welterbeforum ist leicht zu erreichen. Befindet man sich auf einer Wanderung entlang des Hochufers, wird man dabei zu diesem angenehmen Rastplatz gelangen. Ebenso mit dem Fahrrad. Die letzte Parkmöglichkeit für Autos besteht am Parkplatz an der Stubbenkammerstraße, am Ortsausgang von Sassnitz.
Das Nationalparkamt Vorpommern unterstützt den Gästeservice mit Rangern, die in der Saison Wanderungen vom und zum UNESCO-Welterbeforum anbieten.
Bitte beachten Sie die unterschiedlichen Öffnungszeiten je nach Saison.
Beitrag: Brigitte Hildisch, Rövershagen